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Digitale Transformation in Brandenburg gestalten: Das Digitalprogramm 2025

Mit dem Forum am 18.02.2022 fand eine Reihe ihren Abschluss, die mit der Veröffentlichung des Achten Altersberichts der Bundesregierung „Ältere Menschen und Digitalisierung“ vor anderthalb Jahren von der Akademie 2. Lebenshälfte mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz ins Leben gerufen wurde. Ziel dieser Veranstaltungen war die Vorstellung wesentlicher Aussagen des Achten Altersberichts und deren Diskussion, um Schwerpunktbereiche zu identifizieren und Handlungsfelder zu definieren.

So wurde in der Auftaktveranstaltung im Herbst 2020 diskutiert, wie wir die Ergebnisse des Achten Altersberichts umsetzen können. Es schlossen sich drei Foren mit verschiedenen Schwerpunkten an. Unter dem Motto „Digital ist digitoll“ lag der Fokus zuerst auf der Stärkung der Kompetenzen Älterer im Umgang mit digitalen Technologien. Beim zweiten wurden mit der Frage „Internet für alle?“ die Voraussetzungen und Ansätze zur Stärkung der digitalen Teilhabe diskutiert und während des dritten die Möglichkeiten von Technikentwicklung für und mit Senior:innen hinsichtlich Strategien der Demokratisierung und Empowerment untersucht. Seither ist im gesamten Land Brandenburg viel passiert. Viele verschiedene Ideen wurden entwickelt und umgesetzt. Daher wurde im November 2021 Bilanz gezogen und resümiert, wie es inzwischen um „Kompetent. Souverän. Digital?!“ bestellt ist.

Zum Jahreswechsel stellte die Staatskanzlei des Landes Brandenburg die Konsultationsfassung des „Digitalprogramms 2025“ vor und damit den Rahmen und die geplanten Maßnahmenbündel für die digitale Transformation vor. Sie lassen sich den drei Schwerpunkten „Digitales Leben“, „Digitale Gesellschaft“ und „Digitaler Staat“ zuordnen.
Mit der Auseinandersetzung mit dem „Digitalprogramm 2025“ richteten wir beim 6. und letzten Praxisforum den Blick in die Zukunft. Die digitale Transformation, der BrĂĽckenbau ins Digitale ist eine Aufgabe, die auf der individuellen Ebene genauso besteht wie auch auf der gesellschaftlichen und der des Staates. 

 
Ablauf

Anke Pergande von der Akademie 2. Lebenshälfte begrĂĽĂźte die Gäste und gab noch kurz technische Hinweise fĂĽr einen reibungslosen Ablauf. Mit Blick auf die Themen der vergangenen 5 Praxisforen ordnete sie die Veranstaltung in die Teihe ein und leitete das Thema "Digitale Transformation in Brandenburg gestalten: Das Digitalprogramm 2025" ab. Mit der Auseinandersetzung mit dem "Digitalprogramm 2025" wenden wir uns der Gestaltung der - digitalen - Zukunft zu. Die digitale Transformation, der BrĂĽckenbau ins Digitale ist eine Aufgabe, die auf der individuellen Ebene genauso besteht wie auf der gesellschaftlichen und der des Staates, so Pergande. 

 
Das Digitalprogramm 2025
Beispielbild aus dem Vortrag von Frau Kerstin Fritzsche

Kerstin Fritzsche, Referentin bei der Staatskanzlei des Landes Brandenburg im Referat 42 – Digitale Gesellschaft – stellte die Konsultationsfassung des „Digitalprogramms 2025“ vor. Nach einer kurzen Schilderung des geplanten Zeitrahmens erläuterte sie die vier Aspekte, welche die drei Leitebenen „digitales Leben“, „digitale Gesellschaft“ und „digitaler Staat“ rahmen: „digitaler Raum“, „digitale Resilienz“, „digitale Infrastruktur“ und „digitale Technologien“. Daran sei auch erkennbar, dass „Digitalisierung“ ein Querschnittsthema sei und daher nicht nur einem Ressort zugeordnet. Durch die Beteiligung verschiedener Ressorts der Ministerien wirkten Synergieeffekte.

Das Digitalprogramm 2025 sieht acht MaĂźnahmenbĂĽndel vor:

  • Digitale Kompetenzen in allen Lebensphasen sicherstellen
  • Teilhabe an und durch Digitalisierung ermöglichen
  • Daseinsvorsorge durch digitale Angebote stärken
  • Gesellschaftlichen und kulturellen Austausch im Digitalen fördern
  • Nachhaltigkeit durch digitale Instrumente unterstützen
  • Die digitale Transformation der Wirtschaft fördern
  • Verwaltung und ihre Dienstleistungen modernisieren
  • Hoheitliche Aufgaben digital erfüllen

Als Beispiele fĂĽr eine bereits realisierte Umsetzung einzelner Vorhaben, die sich den MaĂźnahmenbĂĽndeln zuordnen lassen, nannte Kerstin Fritzsche die Schul-Cloud Brandenburgs, das Projekt "Smart Surfen", das digitale Leitkrankenhaus in Cottbus sowie die Digitalisierung des kulturellen Erbes zum Zwecke der Sicherung und des Erlebbarmachens. Sie schloss ihre AusfĂĽhrungen mit dem Verweis auf das Beteiligungsverfahren.

Präsentation Kerstin Fritzsche
PDF-Datei (3 MB), Februar 2022

 
Perspektive: Ältere Menschen und Digitalisierung
Herr Manfred Hildenbrand stellt die Stellungnahme des Landesseniorenrats vor

Seit der Veröffentlichung der Konsultationsfassung des Digitalprogramms 2025 hatten im Rahmen des Beteiligungsverfahren Verbände, Vereine und andere Organisationen die Möglichkeit, das Programm zu kommentieren. Diese Möglichkeit nutzte auch der Seniorenrat des Landes Brandenburg, dessen Stellungnahme Manfred Hildenbrand verlas. Grundsätzlich begrĂĽĂźt der Seniorenrat das Vorhaben der Landesregierung, ein Digitalprogramm 2025 auf den Weg zu bringen. Sie mahnen jedoch auch, dass insbesondere ältere Menschen, die aus verschiedenen GrĂĽnden keinen Zugang zur digitalen Welt haben, zunehmend von der Teilhabe am sozialen Leben ausgegrenzt werden. 
Um dieser drohenden digitalen Spaltung entgegen zu wirken, bedĂĽrfe es einer digitalen Grundversorgung einerseits. Andererseits mĂĽssten analoge Wege zu den Anggeboten der Daseinsvorsorge offen gehalten werden.
Der Seniorenrat des Landes Brandenburg erwarte daher

  • über einen eigenen Testabsatz in den Maßnahmenbündeln ein stärkeres Gewicht des digitalen Lebens von Senior:innen
  • einen "Digitalpakt ALTER"
  • mehr Gewicht des ländlichen Raums und der dort lebenden älteren Menschen in der Darstellung des Lebens der Brandenburger:innen

Der Seniorenrat des Landes Brandenburg formuliert auĂźerdem Anmerkungen und Hinweise zu konkreten MaĂźnahmenbĂĽndeln. So weist er darauf hin, dass Kenntnisvermittlung ĂĽber die Nutzungsweise digitaler Technologien nicht ausreicht. Es sei auch wichtig, Wissen ĂĽber beabsichtigte wie auch unbeabsichtigte Folgen des Technologiegebrauchs zu vermitteln. AuĂźerdem benötigten digitale Kompetenzen älterer Menschen vielfältige Lernorte. Dazu gehören neben den Institutionen der Weiterbildungslandschaft wie VHS und freie Bildungsträger auch die niedrigschwelligen Orte der Begegnung und Kommunikation. Bereits angelaufene Projekte zur digitalen Weiterbildung wie "Digital FIT" oder auch die Sammlung entstandener Digitalisierungsinitiativen mĂĽssten fortgefĂĽhrt und weiterentwickelt werden. Die alleinige Nennung des Projekts "Smart Surfen" sei zu wenig, kritisiert der Seniorenrat. Es sei vielmehr notwendig, auch die Handlungsfelder "Wohnen im Quartier" und "Monilität" einzubeziehen. 

 
Perspektive: Menschen mit Behinderungen und Digitalisierung
Herr Richard Schuster stellt die Perspektive Menschen mit Behinderungen und Digitalisierung vor

Richard Schuster, Referent fĂĽr Digitales bei der Landesbehindertenbeauftragten Brandenburgs und Leiter der Durchsetzungsstelle fĂĽr digitale Barrierefreiheit, sieht Ă„hnlichkeiten bis hin zu Gleichheit in den Belangen von Senior:innen und Menschen mit Behinderungen beim Thema Digitalisierung. Aus diesem Grund besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Landesseniorenbeauftragten und der Landesbehindertenbeauftragten, die mehrere gemeinsame Stellungnahmen zum Digitalprogramm 2025 verfassten. Die gemeinsamen Forderungen lauten:

  • Sicherstellung der digitalen Infrastruktur
  • Gewährleistung von digitaler und kommunikativer Barrierefreiheit
  • Förderung des digitalen Kompetenzerwerbs für Senior:innen und Menschen mit Behinderungen
  • Bereitstellung finanzieller Hilfen zur Verhinderung einer digitalen Kluft

Dies sei die Grundvoraussetzung fĂĽr digitale Teilhabe, gesellschaftliche Teilnahme und die Vermeidung einer vom Wohnort und / oder dem ökonomischen Status abhängigen digitalen Kluft. Die Kompetenzvermittlungsangebote mĂĽssten gezielt vor Ort in den Sozialräumen der Menschen unterbreitet werden. So etwa in Mehrgenerationenhäusern, Seniorentreffs, Bibliotheken oder Einrichtungen der Eingliederungshilfe. 
Er verwies auĂźerdem auf das Recht auf digital barrierefrei gestaltete Websites und Apps öffentlicher Stellen in Brandenburg. 

Präsentation Richard Schuster
PDF-Datei (304 kB), Februar 2022

 
Ergebnisse der Arbeitsgruppen
Schaubild der Digitalen Welt: individuelle Ebene, gesellschaftliche und staatliche Ebene und deren Wechselwirkung

An die drei Vorträge schlossen sich Arbeitsgruppen an, die sich der Frage widmeten, wie die digitale Transformation in Brandenburg zielführend gestaltet werden kann. Als Voraussetzung für das Gelingen dieses Prozesses wurde das Zusammenwirken der drei Leitebenenen genannt: Die Digitale Transformation kann gelingen, wenn sich die drei Ebenen als in Zusammenhang stehende und wechselwirkende Systeme verstehen. Außerdem sei ein gemeinsames Verständnis über die Notwendigkeit und die Ziele notwendig. Gleichzeitig wurde immer wieder betont, dass es wichtig sei, immer auch einen nicht-digitalen Weg offen zu halten. Die digitalen Möglichkeiten sollten Werkzeug bleiben und dürfen nicht die einzige Möglichkeit für das Knüpfen und die Pflege sozialer Kontakte, Teilhabe und -nahme sowie Erledigungen aller Art sein.

Um erfolgreich eine Brücke zwischen Technik und den Menschen schlagen zu können, solle auf der individuellen Ebene

  • durch persönliche Ansprache der Senor:innen der individuelle Nutzen hervorgehoben werden und durch eigenes Nutzen und Erklären als Vorbild Ängste abgebaut werden
  • niedrigschwellige Informations- und Bildungsangebote organisiert werden; wo es möglich ist, generationsübergreifend und Schüler:innen einbindend

Auf der Ebene der Gesellschaft sollte 

  • vielfältige, niedrigschwellige und möglichst generationenübergreifende Angebote zum Kompetenzerwerb und kurzfristige Hilfen an den Lernorten in den den Lebenswelten entwickelt und etabliert werden
  • das Angebot der Bibliotheken um vorkonfigurierte Leihgeräte samt Unterstützungsangebot und Wartung erweitert werden
  • die Einrichtung und der Betrieb von Reparaturwerkstätten für Endgeräte unterstützt werden, um Nachhaltigkeit und Langlebigkeit der im Umgang vertrauten Geräte gewährleisten zu können
  • ein flächendeckendes Kompetenznetzwerk zum Zweck des Erfahrungsaustausches, zur Qualifizierung und der guten Kooperation gepflegt werden, zum Beispiel "Digitalisierungshelfer" oder "Digitalisierungsassistenz"
  • die Bündelung der bestehenden Projekte und Initiativen realisiert werden, damit voneinander gelernt werden kann.

Um dies realisieren zu können, muss als Rahmen gesetzt werden:

  • Flächendeckender Netzwerkausbau (mobil & Kabel) vor 2025 und Zugang zum WLAN im öffentlichen Raum inklusive ÖPNV
  • Flächendeckender Breitbandausbau in allen Wohnbereichen mit freiem WLAN. Hier können die Wohnungsverwaltungen Treiber und Unterstützer sein.
  • Technik und Software muss vor allem für Senior:innen in Usability und Nutzungsverständnis einfach sein und barrierearm. Mit dem Gedanken an Nachhaltigkeit sollten die Geräte längerfristig funktionstüchtig sein und aufgerüstet / repariert werden können. Software sollte abwärtskompatibel sein.
  • finanzielle Unterstützung für Netzzugang und nachhaltig nutzbare Endgeräte, wo sie notwendig ist.
  • Antragsverfahren für Projekte zur Digitalisierung vereinfachen und die Verantwortung für die Projektvergabe an die Basis an die Kommunen geben

Zudem wurde angemahnt, dass wir "endlich vorankommen sollten". Die genannten Probleme seien bereits 2008 im Rahmen eines Projekts der BAGSO identifiziert worden und offenbar seien wir noch nicht weiter.
Die angesprochenen Handlungsfelder können und sollten nach Ansicht der Teilnehmer:innen des Forums Bestandteil eines Digitalpakts Alter sein.

 
Abschlussstatement des Landesseniorenbeirats Norman Asmus

Die Worte des Landesseniorenbeauftragen beim Ministerium fĂĽr Gesundheitd, Soziales, Integration und Verbraucherschutz Norman Asmus beendeten das 6. Praxisforum - und damit auch die Veranstaltungsreihe.
Die thematische Aktualität der Veranstaltungsreihe betonend zeigte er die Zunahme der Bedeutung digitaler Kommunikationskanäle an der Veranstaltungsreihe selbst auf: sie waren ursprünglich als regionale Präsenzveranstaltungen geplant und wurden schließlich – pandemiebedingt – als virtuelle Konferenzen realisiert. Mit teils mehr als 100 Teilnehmenden habe das Format so mehr Menschen erreicht und zeige außerdem das enorme Interesse am Thema „Digitalisierung“ bei Älteren.

Ziel der Veranstaltungsreihe sei nicht nur die Vorstellung wesentlicher Aussagen des Achten Altersberichtes und deren Diskussion gewesen, sondern auch die Ableitung von Schwerpunktbereichen und Handlungslinien, an denen weitergearbeitet wird. Es sei immer auch um eine Umsetzungsperspektive für Brandenburg gegangen und um die Frage, wie die in der anlogen Welt zentralen Aspekte der selbstbestimmten, eigenständigen und vielfältigen gesellschaftlichen Teilhabe Älterer auch im digitalen Raum verwirklicht werden können. Als Beispiele für entwickelte Ideen nannte er exemplarisch den „Runden Tisch Digitalisierung“ des Netzwerks „Älter werden in der Landeshauptstadt Potsdam“ sowie die vom Landesseniorenrat eingerichtete gleichnamige Arbeitsgruppe.

Mit dem „Digitalprogramm 2025“ liege eine strategische Überlegung vor, wie die digitale Transformation in Brandenburg nutzbringend gestaltet und die Lebensqualität verbessert werden können. Der Weckruf des Achten Altersberichts in Verbindung mit den Erfahrungen der Corona-Pandemie sei jedoch nur teilweise verstanden worden. So verlange das Vorhaben der flächendeckenden Breitbandversorgung bis 2025 gerade in den ländlichen Gebieten Brandenburgs noch viel Geduld. Und auch die spezifischen Belange der wachsenden Zahl älterer Menschen seien unterrepräsentiert, kommentierte Asmus und lud zur Beteiligung am in diesem Jahr startenden SeniorenDIALOG ein. Dieser widmet sich der Weiterentwicklung der Seniorenpolitischen Leitlinien der Landesregierung und wird neben einer Befragung auch thematische Workshops umfassen.

Es werde unabhängig davon weiterhin darum gehen, praktische Unterstützung für Senior:innen zu organisieren. Handlungsleitend könnten die beim 5. Praxisforum vorgestellten fünf B’s sein.

Asmus betont, dass das Thema „Digitalisierung“ als Bestandteil der Daseinsvorsorge und wichtiges Element des täglichen Lebens nicht mehr wegzudenken sei, und daher weiterhin ein Kernanliegen seiner Tätigkeit.

Abschlusstatement Norman Asmus
PDF-Datei (82 kB), Februar 2022

 
Nachklang

Nach der Veranstaltung erreichte uns der Hinweis auf eine Sendung des Deutschlandfunks über eine repräsentative Erforschung der Hindernisse und Gestaltungsanforderungen an eine seniorengerechte Digitalisierung - herzlichen Dank.

Die Projekte wurden und werden gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Jugend, Bildung und Sport sowie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg.

 
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