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Kompetent. Souverän. Digital?!

Das jetzt schon 5. Praxisforum zum Achten Alterbericht der Bundesregierung stand unter dem Motto "Kompetent. Souverän. Digital?!" und wurde dem Wiedererstarken der Corona-Pandemie geschuldet als Online-Veranstaltung realisiert. Fragten wir vor einem Jahr "Wie setzen wir die Ergebnisse des Achten Alterbericht um?", diskutierten wir diesmal mit rund 60 Teilnehmer:innen aus ganz Brandenburg "Was haben wir umgesetzt?". So verstand sich das Forum mehr als ein Jahr nach Erscheinen des Altersberichts als eine Bilanz und richtete den Fokus der "Digitalisierung und Älterer" auf den ländlichen Raum Brandenburgs.


Ablauf
 

Anke Pergande von der Akademie 2 Lebenshälfte begrüßte die Gäste und gab noch kurz technische Hinweise für einen reibungslosen Ablauf. Mit Blick auf die Themen der vergangenen 4 Praxisforen ordnete sie die Veranstaltung in die Reihe ein und leitete das Thema ab: "Kompetent. Souverän. Digital?!" 


 
Digitale Teilhabe ist gesellschaftliche Teilhabe

Nicola Röhricht, Leiterin der Geschäftsstelle DigitalPakt Alter der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, stellte den Achten Alterbericht aus Sicht der BAGSO dar. Getreu der Aussage "Wir müssen nicht fragen: Sind die Älteren reif für das Internet? Wir müssen fragen: Ist das Internet reif für die Älteren?" der Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit a.D. Ursula Lehr definiert die BAGSO digitale Teilhabe als Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge und spricht den Kommunen eine wichtige Rolle beim Ausbau digitaler Unterstützungsmöglichkeiten zu. Gleichzeitig dürfe das Recht auf Teilhabe bei Nichtnutzung digitaler Technologien nicht eingeschränkt werden.
Anhand des Anstiegs des Anteils Onliner unter 60-90jährigen auf 85% während des ersten Pandemiejahres und dem gleichbleibenden Anteil unter den über 70jährigen verdeutlichte Nicola Röhricht, dass die digitale Kluft nicht zwischen Jung und Alt verlaufe, sondern zwischen Alt und Alt.
Digitale Technologien ermöglichen Eingriffe in die menschliche Lebenswelt, bspw. ergänzend in der Pflege, was wiederum ethische Fragen aufwirft, die frühzeitig und vor allem unter Einbeziehung der Betroffenen diskutiert werden sollten.  

Präsentation Nicola Röhricht
PDF-Datei (1 MB), Dezember 2021

 
Digitale Souveränität älterer Menschen

"Digitale Souveränität älterer Menschen - was ist das und warum ist sie wichtig?" Dieser Frage widmete sich Norman Asmus, Landesseniorenbeauftragter des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz. Im Land Brandenburg gut älter werden zu können, bedeute, das selbstbestimmte, eigenständige und vielfältige Leben im Alter zu ermöglichen und die Teilhabe Älterer am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Hierzu mahnte er die Umsetzung der 2017 beschlossenen Seniorenpolitischen Leitlinien der Landesregierung an, deren 4. Leitlinie auch die Digitalisierung der Lebenswelt benennt. Digitale Souveränität müsse auf drei Ebenen unterstützt werden: die Entwicklung digitaler Kompetenzen auf der individuellen Ebene der Nutzer:innen, Bereitstellung von Lern- und Unterstützungsangeboten zum Kompetenzerwerb durch Organisationen und Netzwerke auf der institutionellen Ebene und schlieslich auf der gesellschaftlichen die Ermöglichung der transparenten und sicheren Nutzung digitaler Systeme und Geräte.Mit Blick in den Achten Altersbericht formuliert Norman Asmus die Ambivalenz des Ãœbergangs. So sei es zwar nicht zielführend, von allen Menschen einen kompetenten Umgang mit digitaler Technologie zu erwarten, gleichzeitig könne nicht sichergestellt werden, dass es immer auch eine analoge Alternative gibt. Die sich daraus ableitbare Handlungsempfehlung, die digitale kommunale Daseinsvorsorge voranzutreiben, wird auch vom Entwurf des Ampel-Koalitionsvertrags im Bund gestützt, in dem von den Vorhaben, die umfassende Digitalisierung der Verwaltung voranzubringen sowie die seniorengerechten Ansätze im digitalen Bereich zu fördern, zu lesen ist. Norman Asmus beantwortet die Frage "Was brauchen wir, um die digitale Souveränität Älterer zu fördern?" mit den "5 B's": Breitbandversorgung, Bereitstellung des Internetzugangs, Barrierefreiheit, Beteiligung und Bildung.

Präsentation Norman Asmus
PDF-Datei (198 kB), Dezember 2021

 
Digitalisierung im ländlichen Raum

Den Blick in den ländlichen Raum richtete Lissy Boost, Sozialmanagerin und Mitglied der AG "Digitalisierung und Ältere" bei der Volkssolidarität im Verbandsbereich Prignitz-Ruppin. Sie begreift die Digitalisierung angesichts des exponentiellen Fortschritts in der technischen Entwicklung als eine Chance für den ländlichen Raum. So lassen sich durch den Einsatz digitaler Technik etwa (infra-)strukturelle Defizite ausgleichen, neue Angebot (bspw. im Bereich der Bildung) entwickeln, neue Co-Working- und Homeoffice-Modelle für jung und alt etablieren, die Nachbarschaftshilfe und das ehrenamtliche Engagement unterstützen und stärken und ganz allgemein Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität der ländlichen Regionen erhöhen. Risiken sieht sie dabei in der Verstärkung bestehender sozialer Ungleichheiten, zum Beispiel bei fehlender infrastruktureller Voraussetzungen und hohen Anschaffungs- und Betriebskosten. Um die notwendige digitale Souveränität zu vermitteln, seien neben der Einbindung starker regionaler Akteure der Daseinsfürsorge und der Stärkung der Medienkompetenz älterer Menschen auch deren aktive Beteiligung am Digitalisierungsprozess sowie Aufklärung, Sensibilisierung und Motivation sowohl der älteren als auch der regionalen Akteuren notwendig.
Projekte, die dieses Ziel in der Prignitz unterstützen, sind beispielsweise die Standorte des DigitalKompass, "Clever Altern" und "Smarte Prignitzer". Im kommenden Jahr wird "Aktiv und digital in Brandenburg: Gesund Altern im ländlichen Raum" eines hinzukommen, das den Schwerpunkt auf den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Gesundheitsförderung legt.

Präsentation Lissy Boost
PDF-Datei (1 MB), Dezember 2021

 

Informieren - Begeistern - Befähigen: Beispiele aus der Praxis

CLEVER ALTERN

Das erste Beispiel aus der Praxis stellte Adelheid Borrmann, Sozialpädagogin beim ESTAruppin e.V. vor. Das Projekt "Clever Altern" verfolgt drei Ziele: Förderung und Unterstützung der digitalen Kommunikation für Menschen ab 60+, Beratung rund ums Älter werden und Vernetzung der Nachbarschaft.Dafür werden im Rahmen des Projekts Kurse angeboten, Gruppenveranstaltungen aber auch Einzelberatungen. Die Erfahrung lehre, dass die Angebote um so bereitwilliger genutzt werden, je bekannter sie in der jeweiligen Lebenswelt der älteren Menschen sind und je größer das Vertrauen ist. Um das aufzubauen, sei viel Zeit, Empathie und Einsatz der Berater:innen notwendig - und dafür wiederum stetige finanzielle Unterstützung.

Präsentation Adelheid Borrmann "Clever Altern"
PDF-Datei (841 kB), Dezember 2021

SMARTE PRIGNITZER

Das Ziel, Digitalisierung und Teilhabe im Alter zu fördern, verfolgt auch das zweite Praxisbeispiel "Smarte Prignitzer" der Volkssolidarität Prignitz-Ruppin, das Lisa Ostwald vorstellte. Ehrenamtlich engagierte Senior:innen werden geschult und bieten als Digitallots:innen Sprechstunden für Fragen rund um die Nutzung des Smartphones an. Sie begegnen in Einzelbetreuung der Skepsis hinsichtlich Smartphoneeinsatz seitens älterer Menschen mit Geduld und erleichtern den Einstieg in die digitale Welt. Gleichzeitig wirkt die Erweiterung um die digitale auch Vereinsamung entgegen.

Präsentation Lisa Ostwald "Smarte Prignitzer"
PDF-Datei (1 MB), Dezember 2021

Digital fit - Weiterbildung für brandenburgische Seniorenbeiräte

Welche Rolle die brandenburgischen Seniorenbeiräte in der Förderung der Digitalen Souveränität älterer Menschen übernehmen können, stellte Marion Köstler von der Akademie 2. Lebenshälfte dar. Mit dem Projekt "Digital fit - Weiterbildung für brandenburgische Seniorenbeiräte" wird das Seniorenpolitische Maßnahmenpaket auf zwei Wegen umgesetzt: So wird der digitale Weiterbildungsbedarf in den Seniorenbeiräten analysiert und gleichzeitig ein Schulungsangebot für die Beiräte in den verschiedenen Regionen entwickelt und unterbreitet. Die Seniorenbeiräte werden dadurch in die Lage versetzt, bei der eigenen Arbeit vermehrt auf digitale Technologien zurückgreifen zu können, und können zudem auch als Multiplikator:innen durch Interessenvertretung in den Kommunen nach außen wirken. Es wurde in der Umsetzung des Projekts schnell deutlich, dass recht viele Beiratsmitglieder digitale Werkzeuge nicht für die Beiratsarbeit nutzen, aber bei beinahe der Hälfte das Interesse daran besteht. Den größten Bedarf an Wissensvermittlung sehen die Seniorenbeiräte hinsichtlich der Nutzung von Tablet und Smartphone. Mit der weiteren Umsetzung des Projekts wird die Auseinandersetzung der Seniorenbeiräte mit dem Thema "Digitalisierung" unterstützt und so der Spaltung zwischen Onlinern und Offlinern entgegengewirkt. Mit der Bewusstwerdung der Einsatz- und Nutzungsvielfalt digitaler Endgeräte wird der auch der Mehrwert für die Beiratsarbeit deutlicher. So zum Beispiel in der digitalen Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung.

 

Landesweite Bestandsaufnahme "Digitale Souveränität"

Den thematischen Input zu den drei Arbeitsgruppen gab Holger Kilian vom Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.. Aus der Diskussion während des BGÄw-Plenums am 21. April diesen Jahres zu den Schwerpunktthemen "Digitalisierung und Ehrenamt" kristallisierte sich die Idee heraus, die Angebote zur Stärkung der digitalen Souveränität älterer Menschen im Land Brandenburg zusammen zu stellen. Damit verfolgt die Gruppe der Initiator:innen (mit Beteiligung des Landesseniorenbeauftragten, Vertretern des Landesseniorenbeirats, der Akademie 2. Lebenshälfte sowie der Fachstelle Gesundheitsziele / Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.) das Ziel, einen Überblick herzustellen und die Angebote transparenter zu machen. Dies soll sowohl den Interessent:innen den Zugang erleichtern als auch die Anbieter:innen in den Austausch bringen.

Ergebnisse der Arbeitsgruppen

Die Fragen, mit denen sich die Teilnehmer:innen in den drei Arbeitsgruppen mit verschiedenen Schwerpunkten auseinandersetzten, lauteten:

  • Wen kann eine solche Sammlung adressieren und was sollte unbedingt erfragt werden?
  • Wie kann eine landesweite Sammlung digitaler Angebote für Senior:innen möglichst erfolgversprechend und effektiv durchgeführt werden?
  • Wie kann eine solche Sammlung möglichst sinnvoll und nachhaltig genutzt werden? Von wem?

In allen Diskussionsrunden wurde engagiert diskutiert und die verschiedenen Sichtweisen, Erfahrungen und Anregungen der Teilnehmer:innen ausgetauscht. Bei den Ergebnissen gab es viele Ãœbereinstimmungen. 
Insgesamt zeigten sich die folgenden Hauptanliegen:

  • Mit der Hauptfrage "Wie entsteht digitale Souveränität und was wird diesbezüglich schon umgesetzt?" gehen zwei weitere Fragen einher: Wo und inwiefern sind Forschung / Wissenschaft an der Entwicklung beteiligt? Was unternehmen / initiieren Kommunen hinsichtlich der digitalen Souveränität Älterer?
  • Zum jetzigen Zeitpunkt werden viele verschiedene derartige Sammlungen initiiert - wie lassen sich Synergien nutzen, Akteure vernetzen und die Ergebnisse sinnvoll zusammenführen?
  • Eine solche Sammlung richtet sich sowohl an Anbieter:innen als auch an Nutzer:innen von Angeboten und muss daher beide Ebenen abbilden.
  • Neben der Sichtbarkeit von Angeboten sind auch Erfahrungen und Netzwerkstrukturen wichtig. Dies geht einher mit dem Wunsch nach Vernetzung, Austausch und Informationsfluss (z.B. Newsletter).
  • Wird eine solche Sammlung offen gestaltet, ist die Entwicklung eines Formblatts mit hinterlegten Parametern wichtig, um das entstehende Sammelsurium zu systematisieren. Gleichzeitig sollten, da einzelne Angebote nahe Verfallsdaten haben können, auch Cluster gebildet werden, z.B. aus Bereichen, Akteuren, Netzwerken, Ebenen.
  • Notwendig sind konkrete Ansprechpartner und Verantwortliche für die Sammlung sowie eine breite Öffentlichkeitsarbeit.

Ergebnisse AG 1
PDF-Datei (624 kB), Dezember 2021

Ergebnisse AG 2
PDF-Datei (463 kB), Dezember 2021

Ergebnisse AG 3
PDF-Datei (506 kB), Dezember 2021

Die Projekte wurden und werden gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Jugend, Bildung und Sport sowie des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg.

 
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