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6. Brandenburger Aktionstag Wohnen im Alter 2018

Zukunftsblick Babyboomer - wie wohnt die Generation der Vielen?
Interessierte Zuhörer

Am 06. September von 10.30 bis 16.00 Uhr fand im Hoffbauer Tagungshaus in Potsdam-Hermannswerder der 6. Brandenburger Aktionstag zum Wohnen im Alter statt, den die Akademie 2. Lebenshälfte in Kooperation mit FAPIQ, der Fachstelle für Altern und Pflege im Quartier, veranstaltete. Er widmete sich einem spannenden Zukunftsthema:
Die Generation der Babyboomer, geboren zwischen 1955 und 1963, die eine besonders große Kohorte darstellen, kommt allmählich in Rente. Ihre Bedingungen und Anforderungen an das Wohnen werden sich von denen bisheriger Seniorengenerationen unterscheiden. Da sie immer die Gruppe der Vielen waren und dadurch auch Gesellschaft verändert haben, stellt sich die Frage, wie frühzeitig gemeinsam mit ihnen Wohnformen auf den Weg gebracht werden, die ihren Möglichkeiten und Ansprüchen entsprechen. Mit den Informationen und Diskussionsrunden auf unserem 6. Wohntag sollte dazu ein Anfang gemacht werden.
Das große Interesse zeigte, dass das Thema für viel spannend war.

Mehr als 90 Interessierte waren gekommen und brachten sich aktiv in die drei Diskussionsforen ein.
Das Ziel, mit der Veranstaltung zu sensibilisieren, langfristig die Chancen zu nutzen, die sich aus dem Potenzial der Babyboomer ergeben, wurde gut erreicht!  Durch das Miteinander von Vertretern der Wohnungswirtschaft, der Pflege, der Kommunen, der Wissenschaft und vor allem der Älteren waren die Diskussionen wieder sehr anregend.

ABLAUF
Begrüßung und Einführung
Frau Mey

Frau Monika Mey vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen des Landes Brandenburg begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und freute sich über die gute Resonanz zu dem spannenden Thema, das eine große Herausforderung wird. Sie selber hat sich in Vorbereitung des Tages intensiver mit der Generation der Babyboomer auseinander gesetzt, zu der sie selbst auch gehört. Sie betonte, wie wichtig es ist, sich langfristig auf die veränderte Gruppe der Älteren einzustellen und dabei auch die Besonderheiten von Ost und West genauer zu betrachten. Biografische Brüche sind für viele dieser Generation prägend und das in Ost anders als in West. Daraus erwächst auch eine spezifische finanzielle Situation, durch die die Bezahlbarkeit des Wohnens eine große Bedeutung bekommt. Auch andere Bedürfnisse werden sich verändern, aber viele Grundfragen des Wohnens im Alter, die gemeinsam erarbeitet wurden in Brandenburg, bleiben bestehen - der Wunsch nach selbständigem Wohnen, die Bedeutung des Wohnumfeld, der Begegnungsmöglichkeiten sowie der Unterstützungsangebote, aber Form und Inhalte werden sich ändern.  

Die Beiträge
Prof. Dr. Jutta M. Bott

Die Babyboomer kommen
Die zukünftige Generation der Älteren - was bedeutet das für die Gesellschaft.

Frau Prof. Dr. Jutta M. Bott von der Fachhochschule Potsdam hatte sich bereits mit Studenten mit diesem Thema beschäftigt und auch in der Arbeitsgruppe 'Übergänge gestalten' des Bundesministeriums Familie, Frauen, Senioren und Jugend frühzeitig damit auseinandergesetzt.
Mit ihrem tiefgründigen Beitrag hat sie die Zuhörer sehr zum Nachdenken angeregt - immer wieder dabei auch aus der eignenen Babyboomer-Perspektive. Die Babyboomer sind geboren, als es in Ost und West wirtschaftlich aufwärts ging.Der Traum der Eltern war, dass es den Kindern besser gehen sollte. Die Referentin beschrieb die sich bessernden Verhältnisse, die zu einer guten Gesundheit, zu mehr Bildung, einer höheren Lebenserwartung  insgesamt geführt haben, im einzelnen nach wie vor jedoch sehr diffenrenziert sind. Vor allem auch hinsichtlich der finanziellen Absicherung für das Alter. Das ist eine Herausforderung für die Gesellschaft.
Interessant auch ihre Beschreibung der Erfahrung der Anfangs-Babyboomer 'da war noch Armut, bescheidene Verhältnisse, Teilen, Kleider auftragen usw. und dann wurde es besser!'
Wie weit die Babyboomer, die gelernt haben, sich zu artikulieren und einzubringen, sich auch im Alter miteinander arrangieren, gemeinsam etwas verändern - da bleibt offen. Das Ideal der 'Mehrgenerationsglückseligkeit' beleuchtete Frau  Bott ebenfalls sehr kritisch und traf damit oft die Erfahrungen der Anwesenden. Eine spannende Anregung! 

     

Vortrag Prof. Dr. Bott
PDF-Datei (156 kB), September 2018

Prof. Winkens

Veränderte Wohnansprüche der 'Babyboomer'?
Als zweiter näherte sich Herr Prof. Dipl.Ing Karl-Heinz Winkens aus dem Bereich Stadt Bau Kultur der Fachhochschule Potsdam dem Thema aus der Sicht eines Architekten. Er selbst - auch ein Babyboomer - erinnerte sich an positive und problematische Aspekte, immer einer von sehr vielen gewesen zu sein. Es gab keine Krisen, alles war geebnet, aber es gab auch Mißmut.
Er begann mit der Frage - was braucht der Mensch eigentlich? Mit interessanten Bildern und Beispielen zeigte er auf, wie unterschiedlich sich in Geschichte und regionaler Breite dieser Anspruch darstellt.  Welche Sehnsüchte prägen uns? Welche Aktionsräume brauchen wir? Welche Wohnformen können unsere Wünsche erfüllen? Welche Entwicklungen gibt es - Clusterwohnen - Microwohnen und vieles mehr.
Auch das ein sehr anregender Beitrag mit ganz anderen Blickwinkeln.

Bilder zum Vortrag Winkens
PDF-Datei (37 MB), September 2018

Gemeinschaftlich Wohnen im Heinrichstift Luckenwalde
Für die Vorstellung eines konkreten Praxisbeispiels aus Brandenburg war Herr Werner Weng gewonnen worden, ein Investor, der in Luckenwalde ein historisches Gebäude - ehemals Feierabendheim und Krankenhaus - umgebaut hat. Dabei war sein Ziel, nicht einfach nur Wohnungen zu bauen, sondern das Gemeinschaftsgefühl von Menschen zu stärken. Nebem dem Bauvorhaben gründete er den Verein 50live und entwickelte ein Konzept des Miteinanders der Älteren und der Generationen insgesamt in seinem schönen, aufwändig sanierten Haus.
Schon die breiten Flure und Treppenhäuser sichern Begegnung. Aber auch das gemeinsame Gärtnern, der Veranstaltungsraum mit Küche, die Sauna und vieles mehr. Neben all den positiven Effekten, die Bewohner in einem kleinen Film darstellten, schilderte er auch die Probleme, die dabei entstanden sind und seine Form der Lösung.Das Beispiel wurde mit großem Interesse aufgenommen.

Informationen zum Projekt 50life in Luckenwalde
PDF-Datei (1 MB), September 2018

Constanze Cremer

Von Neu-Hippies und WIR-Wohnen
Frau Constanze Cremer von der Netzwerkagentur GenerationenWohnen bei Stattbau Berlin, eine langjährige Partnerin der Aktionstage, kann bereits auf breite Erfahrungen mit der sich verändernden Zielgruppe verweisen. Zu ihr kommen Menschen aller Generationen, die Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Wohnens suchen bzw. aufbauen wollen, dabei immer mehr Ältere, auch aus Brandenburg.
Ãœber 400 gemeinschaftliche Wohnprojekte hat ihre Agentur beraten. Die Motive, Ansprüche und Möglichkeiten sind sehr unterschiedlich, wie ihre interessanten Beispiele zeigten. Selbständig bleiben, mit den Nachbarn in Kontakt, barrierefrei, oft auch ökologisch - dass prägt viele Wohnprojekte. Gemeinsam etwas zu erreichen setzt einen langem Atem und ein gutes Miteinander voraus. Frau Cremer und ihre Agentur sind dabei ein wertvoller Anreger und Unterstützer, der durch vielfältige Formen und Methoden Menschen zusammenbringt und in dem Prozeß begleitet.   

Vortrag Constanze Cremer
PDF-Datei (3 MB), September 2018

 
Diskussionsforen am Nachmittag

Forum I

Gemeinschaftswohnen als Chance für Bewohner/innen und Stadtentwicklung

Moderiert durch Frau Marion Köstler von der Akademie 2. Lebenshälfte wurde in diesem Forum diskutiert, welche anderen Vorstellungen und Verhaltensweisen Babyboomer zum Thema Gemeinschaftliches Wohnen mitbringen werden.
Als Einstieg gab Frau Christine Henseling vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung einen Einblick in Ergebnisse ihrer Bevölkerungsbefragung von Potsdam zum Thema gemeinschaftliches Wohnen. Es wurde deutlich, dass es nur wenige konkrete Erfahrungen damit gibt und bei zwei Dritteln der Befragten diese Fragestellung bisher kein Thema ist. Allerdings könnten sich 46 % der 50- 64 jährigen gemeinschaftliches Wohnen vorstellen. Gründe sind dabei vor allem die Wohnkosten, die Möglichkeit der Unterstützung und der Kontakt mit anderen. Drei Viertel wünschen sich dabei auch einen Generationenmix.
In der Diskussion wurde der Frage nachgegangen, was erforderlich ist, um hier den Bedürfnissen in Zukunft gerecht zu werden.

Ergebnisse der Befragung zum Gemeinschaftlichen Wohnen
PDF-Datei (920 kB), September 2018

Forum II

Wohnen und Pflege - anders denken
Eva Wallstein präsentiert die Ergebnisse

Ausgangspunkt der Diskussion im Forum II zur Veränderung der Bedürfnisse und Möglichkeiten der Babyboomer im Bereich Pflege und Wohnen war die Vorstellung des 'Demenzdorfes', das der DRK Kreisverband Potsdam/ Zauch-Belzig im neuen Potsdamer Wohngebiet Krampnitz entwickeln will. Frau Jeanette Kritzel stellte die Idee und Beispiele anderer In und außerhalb Deutschlands dar. Daraus entspann sich eine lebhafte Diskussion, moderiert durch Frau Eva Wallstein von der Brandenburger Fachstelle für Altern und Pflege im Quartier.

Handout zum Thema Demenzdorf
PDF-Datei (5 MB), September 2018

Zusammenfassung der Diskussion im FORUM II
PDF-Datei (304 kB), September 2018

Zwischen Anspruch und Realität - wie wohnen Babyboomer mit wenig Geld im Alter
Beate Lisofsky präsentiert die Ergebnisse

Im Forum III gab Frau Dr. Ingrid Witzsche von der Akademie 2. Lebenshälfte einen Input zum Thema 'Bezahlbares Wohnen und Realisierbarkeit'. Ausgangspunkt dazu war die Definition bezahlbaren Wohnens, wie sie im Brandenburger Bündnis für  Wohnen diskutiert wurde. Die Wohnkosten = Bruttowarmmiete+Stromkosten sollten 35 % des Einkommens eines Haushaltes nicht übersteigen. Studien zeigen deutlich, dass gerade bei der Gruppe der alleinstehenden Rentner/innen dieser Anteil bereits jetzt oft überschritten wird. Die Rentenentwicklung der Zukunft bei dem Teil der Babyboomer, der durch biografische Brüche starke finanzielle Einbußen erlebt hat, wird sich da weiter negativ auswirken.Ein Umzug in Neubauten wird dadurch fast unmöglich.
In der Diskussion, die durch Frau Beate Lisofsky von der Akademie 2. Lebenshälfte moderiert wurde, zeigte sich die hohe Brisanz dieses Themas, die sich regional allerdings sehr unterschiedlich darstellt. Während in Frankfurt/Oder günstige Wohnungen leer stehen, ist in Potsdam und Umland die Chance, eine bezahlbare gute Wohnung zu finden, gering.

Die verschiedenen Teilprojekte wurden mit finanzieller Unterstützung mehrerer Ministerien sowie aus Lottomitteln des Landes Brandenburg und durch das Seniorenpolitische Maßnahmepaket des Landes realisiert.

 
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