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9. Brandenburger Aktionstag zum Wohnen im Alter 2021

Wohnen. Selbstbestimmt. Sicher. Digital?!

Der 9. Wohntag fand am 13.September 2021 von 10.00 bis 13.30 Uhr statt. Auf Grund der Corona-Situation wurde er in diesem Jahr als ONLINE-Forum durchgeführt. Im letzten Jahr hatte sich dieses Format bei den Foren der Akademie 2. Lebenshälfte zur Auswertung des Achten Altersberichtes gut bewährt. Alle hoffen jedoch, dass es im nächsten Jahr wieder ein Treffen in Präsenz geben kann.
Bei der Diskussion zum Thema "Ă„ltere Menschen und Digitalisierung" war es schon im Vorfeld immer wieder um das Wohnen gegangen, Auf diesem Aktionstag haben wir uns deshalb darauf konzentriert, zu schauen, wie durch digitale Möglichkeiten des Leben und Wohnen im Alter verbessert werden kann und wo wir in Brandenburg stehen.  65 Teilnehmer*innen haben diese Möglichkeit genutzt. Auffällig war, dass sich mehr Interessierte aus Kommunen und aus der Wirtschaft zu diesem Thema angemeldet haben und nicht so viele Seniorenbeiräte vertreten waren wie sonst. Insgesamt war das groĂźe BemĂĽhen um Vernetzung der vielen Akteure, die es in diesem Bereich gibt, spĂĽrbar.

Videomitschnitt der Vorträge

ABLAUF
 
Anke Pergande

Anke Pergande von der Akademie 2. Lebenshälfte begrĂĽĂźte die Gäste und gab noch kurz technische Hinweise fĂĽr einen reibungslosen Ablauf. Ausgehend von der besonderen Bedeutung des Wohnens im höheren Alter und den Ergebnissen des Altersberichts leitete sie das Ziel des diesjährigen Aktionstages ab. Viele ältere Menschen, vor allem hochbetagte, verbringen einen groĂźen Teil ihrer Zeit in der eigenen Wohnung, in der sie meist schon lange leben und zu der sie eine emotionale Bindung aufgebaut haben. Die eigenen vier Wände vermitteln Sicherheit und Selbstbestimmung. Und so wollen die meisten älteren Menschen einen Umzug, zum Beispiel in eine stationäre Pflegeeinrichtung, vermeiden bzw. hinauszögern. Der Einsatz digitaler Technologien kann den Verbleib in der Häuslichkeit unterstĂĽtzen und es den Menschen ermöglichen, auch bei PflegebedĂĽrftigkeit zu Hause wohnen zu bleiben. Ihre Anwendungsbereiche liegen in der Alltagserleichterung zu Hause, der technischen Assistenz fĂĽr Gesundheit und Pflege zu Hause sowie in digitalen Diensten und der Vernetzung etwa im privaten Bereich aber auch bspw. mit der Kommune oder Behörden. 

Bei unseren Foren zur Auswertung des Achten Altersberichtes „Ältere Menschen und Digitalisierung“ fand die Vorstellung des Modellprojektes der BBK Berlin „Virtuell betreutes Wohnen“ im vergangenen Februar besonders groĂźes Interesse.  Auf dem 9. Brandenburger Wohntag wollten wir uns deshalb gezielt der Frage widmen, wie Fortschritte der Digitalisierung fĂĽr mehr Selbstbestimmung und Sicherheit beim Wohnen im Alter genutzt werden können.

Wie ist der Stand der Entwicklung? Und wie ist der Stand der Umsetzung?

Gleichzeitig möchten wir mit den Interessenten, den Vertretern aus Seniorenbeiräten und Kommunen, aus Politik und Wirtschaft überlegen, wie wir diese Entwicklung in Brandenburg vorantreiben können.

 
Digitalisierung als Chance für selbstbestimmtes Wohnen im Alter
Dr. Ariane Schenk, Bitkom e.V.

Dr, Ariane Schenk, Bereichsleiterin Health & Pharma beim Digitalverband Bitkom e.V,. stellte vor, wie ihr Verband, in dem mehr als 2400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft Mitglied sind, die digitale Teilhabe der Bürger*innen fördert. So werten sie Studien aus zu Einstellungen und zur Akzeptanz digitaler Entwicklungen in der Gesellschaft in allen Generationen, beobachten die Entwicklung der Märkte und beschäftigen sich mit Rahmenbedingungen, die zu besseren Nutzung der Chancen der Digitalisierung führen können. Zur Zeit arbeitet sie selbst an der Aktualisierung des Leitfadens zum Thema Wohnen im Alter, der bald veröffentlicht werden soll.
Frau Schenk erläuterte ausgehend von einer Definition vom "smart home" , wie bereits jetzt viele Menschen Elemente dieser Technik nutzen. Allerdings sind ältere Menschen über 65 dabei weniger vertreten. Energie & Klima, Sicherheit und Haus & Garten sind die wichtigsten Bereiche, in denen die Vorteile schon genutzt werden. In einer Untersuchung war erhoben worden, welche Bereitschaft es im Pflegefall gibt, mit Unterstützung durch digitale Hilfsmittel lieber in der Wohnung verbleiben zu können als in ein Pflegeheim umzuziehen. Hier gibt es bereits großes Interesse.
Frau Schenk stellte ĂĽberzeugend dar, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, um die digitale Entwicklung  weiter voranzubringen.

Präsentation Dr. Ariane Schenk
PDF-Datei (596 kB), September 2021

 

Zu Visionen, Stand und Problemen der Umsetzung in der Wohnungswirtschaft

Schritte auf dem Weg in der Brandenburger Wohnungswirtschaft
Matthias Brauner, BBU

Matthias Brauner vom Verband der Berlin-Brandenburgischen  Wohnungsunternehmen (BBU) zeigte auf, welche Bedeutung sein Verband beim Wohnen im Alter hat und welche Rolle das Thema Digitalisierung dabei spielt.
Im BBU sind die Wohnungsunternehmen vereint, die 50 % der Mietwohnungen in Brandenburg und 44 % in Berlin vertreten. Das Magische Viereck, so nannte Herr Brauner die Herausforderung, vor der die Wohnungswirtschaft steht. Es geht darum, vier Bereiche zu entwickeln und dabei die Waage zu halten - Bau- und Gebäudequalität, Funktionalität und Betriebsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Klimaschutz sowie Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit. Und dabei muss der Wohnungsbestand auch demografisch fit gemacht werden.
In den Jahren 2012/13 wurde ein Modellprojekt zum Thema "Alter Leben" durchgefĂĽhrt, in dem genauer geschaut wurde, wann welche Hilfen gebraucht werden im Alter. Das war ein wichtiger Ansatz, der immer weiter verfolgt wird. In der Zwischenzeit ist die technologische Entwicklung vorangeschritten und neue Möglichkeiten sind entstanden. Herr Brauner betonte vor allem die Kameralösungen. An Beispielprojekten von 2013 bis heute zeigte sich, welche Rolle neben der Barrierefreiheit die digitalen Möglichkeiten spielen - Herdwächter und Funkklingel, Beleuchtung und Sicherheitselemente. In seiner Präsentation sind Links zu interessanten Beispielvideos enthalten. 

Präsentation Matthias Brauner, BBU
PDF-Datei (2 MB), September 2021

Altersgerechtes Wohnen: Einblicke aus dem Living Lab ‚Pflege@Quartier‘ Helene Böhm, Leiterin Sozial- und Quartiersmanagement der GESOBAU AG, Berlin
Helene Böhm

Helene Böhm, Leiterin des Sozial- und Quartiersmanagements der GESOBAU AG Berlin, berichtete von der Entwicklung des Themas in ihrer groĂźen Wohnungsgesellschaft. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem die Umsetzung eines Wohn- und Quartierskonzeptes fĂĽr die Zielgruppe 65 + mit Pflegegrad. Gemeinsam mit vielen Partnern wie z.B. der AOK Nordost, verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen und mit dem Netzwerk im Märkischen Viertel wurden Bestandswohnungen ausgestattet und eine Musterwohnung geschaffen.  Unter der Fragestellung, welche UnterstĂĽtzung brauchen Mieter*innen dieser Zielgruppe, wurden assistive Lösungen, altersgerechte Assistenzsysteme und analoge Elemente genutzt. Dabei war es vor allem wichtig, Partner in der Wirtschaft zu finden, die sich genau auf diese Gruppe einstellen und erschwingliche, benutzerfreundliche und niedrigschwellige Lösungen anbieten. Auch die Einbeziehung der Mieter*innen und die Schaffung einer Beratungsstelle waren wichtige Elemente dieser Entwicklung. Es sollten Wohnungen so gestaltet werden, dass Notfälle erkannt  und entsprechend reagiert werden kann. In ihrer Präsentation gab sie gute Hinweise zu Produkten und stellte die Musterwohnung und Beratungsstelle im Märkischen Viertel vor, deren Besuch sehr zu empfehlen ist.

Präsentation Helene Böhm, GESOBAU
PDF-Datei (1 MB), September 2021

 

Informieren – Begeistern – Befähigen

Zukunftszentrum Brandenburg vorgestellt – Handwerk und Pflege verbinden
Zukunftszentrum Brandenburg

Den nächsten Vortrag bestritten Michaela Wetzel von der bbw Akademie für Betriebswirtschaftliche Weiterbildung GmbH und Kerstin Bravo vom Zentrum für Gewerbeförderung Götz der Handwerkskammer Potsdam gemeinsam. Sie dokumentierten damit auch ihre Zusammenarbeit im Modellprojekt "Zukunftszentrum Brandenburg", das das Zusammenwirken von Handwerk und Pflege voranbringen soll. Mit Zukunftsberatung und neuen Formen der Qualifizierung wollen sie klein- und mittelständische Unternehmen aus Handwerk und Pflege bei der Digitalisierung im Unternehmen und bei der verstärkten Nutzung digitaler Möglichkeiten für Wohnen und Pflege unterstützen. SmartHome und digitale Assistenzsysteme sind ein wichtiger Bestandteil dabei. Im Showroom in Götz kann man sich bereits jetzt informieren und austauschen. Interessierte Seniorengruppen sind genauso gefragt wie Handwerker , Architekten und Vertreter von Pflegeeinrichtungen. U.a. geht es dabei um Möglichkeiten, das Sturzrisiko zu senken, was im Alter nicht nur zu großen individuellen Einschränkungen führt, sondern auch ein Kostenfaktor ist.

Präsentation Michaela Wetzel und Kerstin Bravo
PDF-Datei (2 MB), September 2021

Das WohnXperium Chemnitz stellt sich vor
Dr. Thomas Löffler

Dr. Thomas Löffler von der TU Chemnitz und dem WohnXperium Chemnitz stellte eine weitere Möglichkeit zur Information über die Schaffung von Barrierefreiheit und die Nutzung digitaler Hilfsmittel vor. Im WohnXperium kann man vieles selbst erleben, anfassen, ausprobieren und sich mit den Einschränkungen des Älterwerdens auch praktisch auseinandersetzen. Mit ihrem Test- und Informationszentrum für barrierefreies assistiertes Wohnen werden Architekten und Planer, Bauherren, Vertreter von Wohnungswirtschaft, Handwerk ,Bau, Pflege- und Gesundheitswirtschaft genauso angesprochen wie haushaltsnahe Dienstleister und auch die Industrie.
Herr Löffler gab einen Einblick, wie das Ausprobieren funktionieren kann und worin die wichtigsten Elemente zur Sicherung eines selbstbestimmten Lebens bestehen. Auch hier sind Interessenten und Gruppen gern willkommen.

Präsentation Dr. Thomas Löffler
PDF-Datei (10 MB), September 2021

 

Handlungsfelder und Akteure zur Umsetzung der Erkenntnisse in Brandenburg

Unter der Fragestellung "WER muss WAS jetzt tun?", damit sich in Brandenburg etwas bewegt zur verstärkten Nutzung digitaler Möglichkeiten beim Wohnen im Alter, diskutierten die Teilnehmer*innen in Gruppen und brachten ihre Sichtweisen ein. Überall wurde engagiert diskutiert. Bei den Ergebnissen gab es viel Übereinstimmung. Wer sich für konkrete Ansätze, Beispiele und Problembenennung interessiert, sollte die Dokumentationen der vier Arbeitsgruppen genauer anschauen!

Insgesamt standen vor allem folgende Schwerpunkte im Mittelpunkt:

  • Flächendeckender Breitbandausbau hat Priorität
  • Digitalisierung als Daseinsvorsorge der Landkreise betrachten
  • Öffentlichkeitsarbeit/ Informationskampagne, um Ältere für die Chancen zu begeistern, die Partner (Handwerk, Pflege, Wohnungswirtschaft usw.) zu gewinnen und dem Thema einen anderen Stellenwert zu geben
  • Beratungsstellen stärken und ausbauen im Land, z.B. auch Pflegestützpunkte nutzen
  • Klare Verantwortlichkeit für die Koordination der vielen Partner im Land, z.B. in der Digitalagentur

Ergebnisse der Diskussion Gruppe 2
PDF-Datei (667 kB), September 2021

Ergebnisse der Diskussion Gruppe 1
PDF-Datei (662 kB), September 2021

Ergebnisse der Diskussion Gruppe 3
PDF-Datei (684 kB), September 2021

Ergebnisse der Diskussion Gruppe 4
PDF-Datei (666 kB), September 2021

 
Abschlussstatments
Manfred Hildenbrandt

Manfred Hildenbrand, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Wohnen im Alter des Landesseniorenrates, betonte die Bedeutung dieses Themas fĂĽr die Weiterentwicklung in Brandenburg. Dabei hob er nochmal hervor, wie wichtig die Sicherung eines schnellen Internetzuganges ĂĽberall im Land dafĂĽr ist.
Sein Fazit ist, dass die Seniorenbeiräte sich stärker politisch einbringen müssen und klare Forderungen stellen. Sie müssen die Interessen ihrer Generation wirkungsvoller vertreten.
Wichtig ist, dass in den Gemeinden vor Ort Beratungsmöglichkeiten geschaffen werden mit kompetenten Personen. Er wies auch auf die Bedeutung des Datenschutzes hin, da gerade bei den Älteren viele Ängste vorherrschen. Öffentlichkeitsarbeit ist für ihn und seine Arbeitsgruppe eine der wichtigsten Aufgaben.

 
Norman Asmuss

Zum Abschluss betonte der Landesseniorenbeauftragte Norman Asmus die Bedeutung solcher Informations- und Austauschveranstaltungen wie dem Brandenburger Aktionstag zum Wohnen im Alter, der bereits zum 9. Mal vom Sozialministerium des Landes Brandenburg finanziert und von der Akademie 2 Lebenshälfte in Kooperation mit der Fachstelle für Altern und Pflege im Quartier organisiert wurde. Er dankt den Organisatoren und freut sich bereits auf den 10. Wohntag 2022.
Wie wichtig das Thema "Wohnen im Alter" fĂĽr die Lebensqualität ist, betonen alle Untersuchungen, da der Lebensmittelpunkt vor allem im höheren Alter in Wohnung und Wohnumfeld liegt. Deshalb ist dieses Thema auch ein wichtiger Bestandteil der Seniorenpolitischen Leitlinien des Landes. Im vorigen Jahr wurde eine Studie zur Situation Ă„lterer in Auftrag  gegeben und veröffentlicht, die das nochmal bestätigt. Danach ist die Lebenszufriedenheit Ă„lterer in Brandenburg höher als im Bevölkerungsdurchschnitt und mit 81 % im Lebensbereich „Wohnen“ am höchsten, Das  heiĂźt aber nicht, dass es nichts zu tun gäbe: Der Anteil barrierefreier oder zumindest barrierearmer oder barrierefrei zugänglicher Wohnungen im Wohnungsbestand ist nach wie vor vergleichsweise gering.
Ein  weiterer „Megatrend“ ist die Digitalisierung, die auch Ă„lteren Chancen in fast allen Lebensbereichen bietet, wie der Achte Altersbericht deutlich herausgearbeitet hat. Digitalisierung kann Selbstbestimmtheit und Eigenständigkeit im Alter unterstĂĽtzen. Es  muss jedoch behutsam und sozial eingebunden den Ă„lteren vermittelt werden. Hier hob Herr Asmus die Initiativen in Brandenburg hervor, die die digitale Souveränität Ă„lterer erhöhen, insbesondere das gerade laufende Qualifizierungsprojekt der Seniorenbeiräte im Land durch die Akademie 2. Lebenshälfte „Digital FIT fĂĽr Seniorenbeiräte“. Hinzu kommt jedoch auch die benutzerfreundliche Gestaltung der Geräte und Anwendungen. „Musterwohnungen“ können hier ihren Anteil dazu beitragen.
Herr Asmus verwies darauf, dass demnächst das „Digitalprogramm 2025“ der Landesregierung einschlieĂźlich des dazu geplanten Beteiligungsprozesses im Herbst 2021 starten soll und forderte auf, die Interessenlagen Ă„lterer dort stark einzubringen.  



Die verschiedenen Teilprojekte wurden mit finanzieller UnterstĂĽtzung mehrerer Ministerien sowie aus Lottomitteln des Landes Brandenburg und durch das Seniorenpolitische MaĂźnahmepaket des Landes realisiert.

 
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